Das Versprechen

Das Versprechen

Damon Galgut

28.12.2021

Ausgezeichnet mit dem Booker Prize 2021

Das Versprechen verhandelt im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche in Südafrika nicht nur scharfsinnig dringlichste Themen unserer Gegenwart, sondern begeistert auch durch eine außergewöhnliche Erzählweise.

Eine weiße, wohlhabende Familie in Südafrika, eine sterbende Frau und Mutter, die ihrem Mann ein Versprechen zugunsten ihrer "unsichtbaren" schwarzen Haushälterin abringt, eine Tochter, die dieses Gespräch belauscht. Ein Versprechen, dessen Erfüllung über Generationen hinweg in der Schwebe bleibt, doch nicht aus dem Kopf des Mädchens verschwindet.

Dieser schwebende Zustand wird im Roman zum Sinnbild eines lange schwelenden Übels: der Apartheid und ihrer Folgen – für die schwarze als auch die weiße Bevölkerung Südafrikas. Das Versprechen schwebt dabei über allen Figuren, Verheißung für die einen, Verdammnis für die anderen.

Glücklicherweise schlägt der Autor nicht bloß in die brach liegenden Kerben von Schuld und Unrecht, was den Roman zwar nicht minder richtig und wichtig, aber letztlich tendenziell austauschbar machen würde. Vielmehr weiß er um die Komplexität und Vielschichtigkeit der Geschichte und ihrer Figuren, zeigt eine Wahrheit, die eben nicht bloß simpel, nicht bloß schwarz und weiß ist.

Das unterstreicht auch die außergewöhnliche Erzählstruktur des Romans, die geschickt Grenzen zwischen der Wahrnehmung der einzelnen Figuren und der Erzählstimme(n) überwindet, ohne den Leser je verwirrt zurückzulassen. Galgut erzeugt eine fließend-kaleidoskopische Repräsentation der Geschehnisse, die eindringlich zeigt, wie Leben ist: chaotisch, vor- und rückgriffig, stets überwältigend in dessen Gleichzeitigkeit.

Eine Geschichte – in notwendiger und angemessener Härte erzählt –, die neben dem Offensichtlichen auch durch das Nichtgesagte zu berühren weiß.

ISBN_978-3-630-87707-5

Verlag_Luchterhand

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