Die Horde im Gegenwind
Alain Damasio
10.04.2024
Über 400.000 verkaufte Exemplare von Die Horde im Gegenwind im französischen Original lassen aufhorchen; insbesondere, da es sich um phantastische Literatur handelt. In diesem Genre taumelt spätestens nach Game of Thrones schließlich jede Neuerscheinung in riesige Fußabdrücke.
Die Handlung des Romans ist auf den ersten Blick recht unkompliziert. Die Welt der Geschichte wird geprägt durch einen ständig herrschenden Wind, der als "Grimmwind" gar solche Stärke erreicht, dass er die Menschen zu einem zurückgezogenen Leben zwingt. Seit 800 Jahren sind auf dieser Welt die "Horden" unterwegs, um den Ursprung des Windes und das sagenumwobene "Fernstromauf" zu finden. Der Roman folgt der 34. Horde, die selbst bereits seit 27 Jahren gegen den Wind ankämpft und das Potenzial hat, weiter zu kommen, als je eine Horde zuvor.
Beeindruckend ist, wie tief durchdacht diese Welt daherkommt, deren primäres Thema sich in allem widerspiegelt. Besonders auch in Sprache, Physik und Metaphysik zeigt sich der Einfluss des Windes und wird somit zum Dreh- und Angelpunkt dieser ausgefeilten Genre-Erzählung. Damit hebt Damasio den Roman auch aus der Banalität eines bloß actiongetriebenen Abenteuers.
Ganz einfach zu lesen ist diese eigenwillige und anspruchsvolle Mischung nicht, denn die multiperspektivische Erzählweise aus Sicht der verschiedenen Horden-Mitglieder und die besonderen Bedingungen dieser Welt sind eine Herausforderung an den Leser. Wer sich traut, wird aber mit einem Roman belohnt, der schon nach kurzer Zeit einen unheimlichen Sog entwickelt und uns in eine völlig andere Welt befördert, die ihren ganz eigenen Regeln folgt.
ISBN_978-3-7518-0078-5
Verlag_Matthes & Seitz