Freischwimmen

03.05.2022

Es gibt ihn also doch, den Roman, der kunstvoll jenes Thema bewältigt, dass sich der künstlerischen Verarbeitung so oft und erfolgreich widersetzt hat: die Liebe.

Caleb Azumah Nelson gelingt also, was so oft scheitert: die poetische Schilderung einer Empfindung, die in ihrer Komplexität und Wirkungskraft ihresgleichen sucht. All dies und mehr verpackt der britisch-ghanaische Autor in seinem intensiven, hochgelobten Debütroman, der die Geschichte der Verbindung zweier junger Menschen in London schildert.

Selten wurde so einsichtsreich und feinsinnig, lebensnah und bar von Klischees über die magische Anziehungskraft geschrieben, die zwischen zwei Seelen entflammen kann. Besonders macht Freischwimmen gerade die Tatsache, dass das reguläre Leben mit all seinen Widrigkeiten nicht vergessen wird, während die Emotionen sich überstürzen. Denn dieses Leben verharrt nicht wartend und geduldig, sondern ist fordernd und nicht selten gar grausam und ungerecht; und gerade dann wird die Liebe gebraucht.