Im Frühling

16.02.2021

Karl Ove Knausgård ist bei vielen Lesern für die sechs Bände seiner umfangreichen autobiographischen Romane bekannt, die in der literarischen Welt für Furore sorgten. Sein Schreiben begeistert mit einer geradezu gnadenlosen realistischen Direktheit und einem unmittelbaren Bezug zum Leben des Autoren, was die Lektüre zu einer kaum vergleichbaren Erfahrung macht. Wem der Umfang der eingangs erwähnten Romanreihe allzu bedrohlich erscheint, der kann - und sollte! - in diesem vergleichsweise schmalen Bändchen erfahren, was Knausgårds Schreiben so außergewöhnlich macht!

Im Frühling ist der - unabhängig lesbare! - dritte Band des Jahreszeiten-Quartetts, in der Schriftsteller sich an seine Tochter richtet, die zum Zeitpunkt des Schreibens gerade erst geboren war. In klarer Sprache erzählt der norwegische Autor vom Leben seiner Familie in einem besonderen Frühling, reflektiert über das Spiel von Licht und Dunkel, Hoffnung und Verzweiflung, wie es sich im Leben eines jeden Menschen findet. Man möchte auf jeder Seite Anstreichungen vornehmen und sich kluge Sätze notieren, denn diese verlieren sich bei Knausgård nicht in den Irrgärten der Abstraktion, sondern erwachsen direkt aus der Erfahrungswelt des Autoren, sind damit nah und authentisch.

Ein Vater schreibt hier von dem, was ihn die Welt und das Leben gelehrt haben, um seine Tochter auf die Höhen und Tiefen ihres eigenen Lebens vorzubereiten, ihr Mut und Trost zu spenden für jene unvermeidbaren schwierigen Momente, die sie erwarten.

Am Ende wünscht sich der Leser, selbst der Adressat dieses wunderbar klugen, berührenden Buches gewesen zu sein, doch man muss wohl genügsam sein und sich als stiller Teilhaber an dieser bereichernden Lektüre erfreuen!