Im Schnee

15.01.2025

"Der Schnee ist wie das Schweigen, dachte er, der Schnee deckt alles zu. Er macht die Welt leise, schluckt den Schall. Und macht sie schön. Doch, wenn man schweigt, kommt man sehr gut miteinander aus. Worüber man nicht spricht, das gibt es nicht. Alte Dinge rührt man nicht an. Man wollte, man musste ja zusammenleben. "(S. 164f)

Austhal, ein fiktives Dorf. Dort lebt Max schon sein ganzes, über achtzig Jahre währendes Leben lang. Wenn die Totenglocke geläutet wird weiß er, das wieder einer der alten Bewohner gestorben ist. Dieses Mal läutet sie für Schorsch, seinen besten Freund, den er schon kennt, seit er ein Kind war und mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verbindet, die noch nie vieler Worte bedurfte. Selbstverständlich hält er nun Totenwacht bei ihm. Den ganzen Tag und die ganze Nacht. Erinnerungen werden ausgetauscht. Und Max hängt auch immer wieder seinen eigenen Gedanken nach. Über die Veränderungen im Dorf, über all das, was lieber Unausgesprochen bleibt, damit der Zusammenhalt nicht zerbricht.

Tommie Goerz hat einen sehr ruhig erzählten, fast meditativen Roman geschaffen, der zwischen den Zeilen viel Platz lässt für eigene Gedanken. Das einfache Leben auf dem Land wird hier weder beschönigt noch herabgesetzt. Eine Geschichte für alle Jahreszeiten, nicht nur für den Winter.