Liberation Day

14.02.2024

George Saunders beherrscht die schwierige Kunst, zwischen Humor und Tragik zu changieren ohne dabei das eine an die Lächerlichkeit zu verlieren und dem anderen die Ernsthaftigkeit zu rauben. Auch in Liberation Day finden sich Erzählungen, die kleine literarische Irritationen sind; Geschichten, die uns in ihrer Merkwürdigkeit herausfordern, bis wir endlich erkennen, dass hinter dieser widerspenstigen Hülle nicht weniger liegt, als große und schmerzhafte Wahrheit.

Seine Geschichten verhandeln die – mehr oder weniger absurden – Schrecken unserer Gegenwart durch das Brennglas des Zukünftigen. Saunders wird zum Direktor eines Kuriositätenkabinetts, das wir zunächstend aus sicherer Entfernung amüsiert-staunend betrachten, bis wir begreifen, dass hier im Grunde bloß unserer eigenen Welt der Spiegel vorgehalten wird.

Selten finden Lachen und Weinen in einer solch symbiotischen Weise zueinander wie bei diesem amerikanischen Meister der Kurzgeschichte.