Nobelpreis für Literatur 2023
Jon Fosse
06.10.2023
Der Nobelpreis für Literatur 2023 geht an den Norweger Jon Fosse - eine nicht besonders überraschende, aber absolut wunderbare Wahl. Als Lyriker und Essayist begann dieser seine Laufbahn, der Durchbruch folgte als Dramatiker - erst verhältnismässig spät begann Jon Fosse damit, Romane zu schreiben.
Seine dramatische Arbeit ist intensiv und kreist um Melancholie und Aussichtslosigkeit, in die bisweilen doch etwas Humor hineingerät - man denke an Thomas Bernhard: "Alles ist lächerlich, wenn man an den Tod denkt". Wer nach Vergleichen giert, der ist mit Bernhard auch schon einigermaßen in die richtige Richtung unterwegs, insbesondere muss aber Samuel Beckett genannt werden. Generell finden wir bei Fosse oft Techniken und Themen, die wir vor allem mit den Literaten der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbinden: Identität, Glaube, Zeit und Erinnerung - das ewige Spiel von Leben und Tod.
Jon Fosse ertastet das Existenzielle in den feinen Rissen der alltäglichen Welt. Seine Romane sind erzählt mit der ruhigen Eindringlichkeit tiefer Ernsthaftigkeit, sind Meditationen über das menschliche Sein, die langsam ihre Kreise ziehen - wie Echos in Wasser geworfener Steine. Wie kaum ein anderer vermag er es, sich literarisch durch die Bewusstseinsschichten seiner Figuren zu graben und Stück für Stück deren Wahrheiten aufzudecken.
ISBN_Diverse
Verlag_Rowohlt