Store Kongensgade 23

Store Kongensgade 23

Søren Ulrik Thomsen

16.04.2024

"Gibt es das eine Jahr oder den einen Ort im Leben, der sich im Laufe der Zeit als der wichtigste erweist? Den Punkt, an dem die Spitze des Zirkels platziert werden kann, weil alles Vorherige traumartig auf ihn hindeutet, und alles Spätere zurück auf dies Zentrum zeigt, dessen Bedeutung man allerdings erst viel später erkennt?"

Dieses Büchlein ist einer dieser Glücksfälle nach dem wir Lesenden suchen, ja, verlangen. Man hat kaum einmal umgeblättert und spürt schon, dass hier etwas Besonderes im Gange ist, ein Stück Wahrheit aus der Welt gehoben wurde.

Søren Ulrik Thomsen ist ein dänischer Lyriker und Essayist, der in Store Kongensgade 23 mit 65 Jahren zurückblickt auf diesen einen Punkt auf der Linie seines Lebens, an welchem so vieles entschieden wurde. Es ist auch gerade ein außerordentliches Vergnügen, Thomsen zu lesen, weil er ein solch wunderbarer Stilist ist, der hier kongenial übersetzt wurde.

Store Kongensgade heißt jene Straße in Kopenhagen, in die Thomsen mit seiner Familie 1972 zog, gerade einmal 16 Jahre alt und überwältigt vom Überschäumen des Möglichen, das diesem Alter zuteil wird. Fast unverschämt elegant schraubt sich der Text in seine Erinnerungen und erkundet diese für ihn so prägende Zeit. Denn das Schicksal seiner Mutter, die mit psychischen Beschwerden zunächst auf – in der Rücksicht – barbarische Therapieversuche stieß, prägte seine Kindheit und Jugend.

In Store Kongensgade 23 blickt er zurück, denn erst viele Jahre später ist er fähig, diese Vergangenheit zu sortieren, Schreckliches und Schönes zu entwirren und die Auswirkungen zu verstehen. Eine ergreifende Seelenkunde, die lange nachhallt.

ISBN_978-3-518-22552-3

Verlag_Suhrkamp

_jetzt bestellen