Westwind
Samantha Harvey
17.03.2022
"Ich vergebe den Langschläfern von Oakham, den Fahrenlassern und Grabenspukern und Wolkenfantasten und Schneckenschlürfern und drolligen Rasiererinnen und zweifelnden Trinkern und den Fußverwirrten - sie verließen den Beichtstuhl siegreich mit einem vierzigtägigen Ablass. Zu jedem anderen Anlass hätte man für vierzig Tage Vergebung etwas Anstrengendes tun müssen, jetzt mußte man sich bloß eine Beichte ausdenken, und dazu gehörte nicht einmal viel Fantasie. Sag einfach, dass Du verschlafen hast, wahrscheinlich stimmt es sogar." (S. 218)
1491 verschwindet Thomas Newman, der einflussreichste Bewohner des Dorfes Oakham, kurz vor Beginn der Fastenzeit. John Reve, der Priester der Gemeinde, bekommt von seinem vorgesetzten Dekan den Auftrag, die Dorfbewohner beichten zu lassen, um so zu klären, ob Newman durch Unfall, Mord oder Selbstmord gestorben ist.
Samantha Harvey erzählt diesen Spannungsroman aus der Sicht des Priesters John Reve, der sein Amt voller Selbstzweifel ausführt und es als große Last empfindet. Beim Lesen habe ich aufgrund ihrer plastischen, lebensnahen Schilderungen oft an die Bilder von Hieronymus Bosch denken müssen. Zu Recht auf Platz 3 der Krimibestenliste!
ISBN_978-3-03882-128-1
Verlag_Atrium-Verlag