Wilderer

Wilderer

Reinhard Kaiser-Mühlecker

23.09.2022

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022

Gelungene Literatur zu verfassen, kann auch bedeuten, das Besondere aus dem Gewöhnlichen zu entwickeln, das Existenzielle im Alltäglichen zu entlarven. Zweifelsohne beherrscht Reinhard Kaiser-Mühlecker diese feine Kunst.

Wilderer erzählt unverklärt vom Bauerndasein, den hellen wie den dunklen Momenten aus denen sich die Lebenswelt des jungen Landwirtes Jakob zusammensetzt. Jener trägt eine tiefsitzende Verstörung in sich, die bisweilen als Verlangen nach Gewalt in sein Leben ausstrahlt. Ein fleißiger Arbeiter, kein Dummkopf, dem doch das Glück nicht hold zu sein scheint, der eingesperrt ist im eigenen Kopf, wo sein Selbstbild zwischen Vorurteilen und Erwartungen zermahlen wird, nicht zuletzt von denen seiner Familie. Ein Überleben ist es mehr denn ein Leben, was sich jedoch ändert, als Katja auftaucht, eine Künstlerin, die auf ihre eigene Weise einen Sinn zu finden sucht und der das handfeste Leben Jakobs als Möglichkeit einer Errettung erscheint. Auch Jakob beginnt – vielleicht zum ersten Mal überhaupt – etwas zu empfinden, für das es sich zu leben lohnen könnte, einen Riss in seiner Ausweglosigkeit zu sehen.

In kühler Langsamkeit und nüchterner Präzision erzählt Kaiser-Mühlecker, lässt den Leser hineingleiten in das Seelenleben des jungen Jakob und mitfühlen bei dessen Ringen mit der Welt. Wilderer ist ein Roman über das Sich-Selbst-Gewahrwerden in den angenehmen wie den unangenehmen Wahrheiten, über das Balancieren zwischen der Schönheit und der Hässlichkeit des Lebens.

ISBN_978-3-10-397104-0

Verlag_S. Fischer

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