Schlangen im Garten
Stefanie vor Schulte
10.10.2022
"Wohl trudelt die Familie einer Sache angemessener Verwahrlosung entgegen, ganz wie bei einer Trauerverschleppung vom Typ 2 üblich. Das betrifft sowohl die äußerliche Erscheinung als auch die Ernährungsgewohnheiten, den Umgang mit anderen und die Einhaltung von Strukturen. Was hingegen eindeutig fehlt und durchaus bemerkenswert ist, sind die sonst für den Typ 2 gängigen Fluchtversuche. Weder scheint der Drogen- oder Alkoholkonsum der Familienmitglieder gestiegen, noch unternehmen sie Spontanreisen und Ausflüge. Sie bleiben in Ihrer Wohnung, zu der ich mir in absehbarer Zeit noch Zugang verschaffen werde."
So berichtet Ginster, seines Zeichens Mitarbeiter des städtischen Traueramtes, über die verbliebenen Familienmitglieder, die nach dem Tod der Mutter in ihrer ganz individuellen Art nach Bewältigung suchen, was zunächst allerdings nicht sonderlich gut gelingt. Zwischen Apathie und Zorn verlieren sich die Figuren - der Tod ist schließlich ein Thema, dessen sich die meisten Menschen zumeist nur widerwillig oder erst zu spät, nämlich dann, wenn es unausweichlich wird, annehmen.
Doch spätestens als einige weitere unwahrscheinliche Figuren in das Geschehen treten, scheint sich die Düsternis zu lichten und eine märchenhafte Geschichte nimmt ihren Lauf. In ihrer unnachahmlichen Sprache und mit großer Wärme für ihre Figuren erzählt Stefanie vor Schulte von der Trauer und deren Linderung.
ISBN_978-3-257-07217-4
Verlag_Diogenes