Vierunddreißigster September
Angelika Klüssendorf
17.11.2021
Wie schon George Saunders mit 'Lincoln im Bardo' vor vier Jahren und Robert Seethalers 'Das Feld', erschienen vor drei Jahren, beschreibt nun auch Angelika Klüssendorf die Sehnsüchte und Gedanken der Toten eines Dorfes im ewigen Dialog. Sie greift dabei kunstvoll das Thema des beklemmenden Dorfromans auf. Großstadtkrimi war gestern. Auf dem Land überdauert das Grauen.
Klüssendorf erzählt von Walter. Grob und unnachgiebig tyranniert er seine Ehefrau Hilde, die ihn eines Tages erschlägt. Soeben das Zeitliche gesegnet, wandelt Walter im Jenseits mit denen, die sein Schicksal teilen. Der Autorin gelingt es, in Sinnierungen Walters und mit Hilfe des Stilmittels des Bewusstseinsstroms dem Leser dieses Scheusal und seine (nun verlorene) Welt nahe zu bringen. War er zu Lebzeiten ein Gefangener seines Egoismus in einer harten, wie einfachen, aber begrenzten Welt, fließt sein Geist nun frei und zu Weisheit gelangt dahin. Manche Buchpreisnominierung macht sie zu einer der wichtigsten und unentbehrlichsten deutscher Autoren.
ISBN_978-3-492-05990-9
Verlag_Piper